Ein fiktives Gespräch wie ich es die vergangene Woche oft hätte führen können. Während der Dialog frei erfunden ist, entspricht der Inhalt der (bitteren) Wahrheit.
Grün markiert sind meine Worte. Blau, jene meines imaginären Gesprächspartners.
«Was willst du zuerst? Die guten oder die schlechten Neuigkeiten?»
«Die Schlechten.»
«Also, ich hab mir das Schlüsselbein gebrochen.»
«Unglaublich – dir wird rein gar nichts geschenkt! Und was ist die gute Nachricht?»
«Das Gute daran: Der Bruch ist stabil, keine Operation nötig, in acht Wochen nach dem Unfall bin ich wieder fit.»
«Hmm, und was heisst das jetzt? Saison vorbei? Karriere an den Nagel hängen?»
«Nun aber mal langsam. Gleich den Bettel hinwerfen werde ich nicht! Das heisst, vorerst bin ich ausser Gefecht gesetzt. Aber bis Ende Januar steh ich wieder an Wettkämpfen am Start.»
«Wird knapp für Olympia, oder?»
«Für die Olympischen Spiele an sich bleibt genügend Zeit. Bis zum SBX Wettkampf am 16. Februar bin ich gesund, hungrig und in Wettkampflaune. Die Herausforderung sind die Qualifikationswettkämpfe für die Spiele. Es bleiben fünf Weltcuprennen, die zur Selektion zählen. Die drei davon im Dezember verpasse ich sicher. Der erste im Januar könnte auch knapp werden. Bleibt mir also der Sprint in Bulgarien am 27. Januar als wahrscheinlich letzte Chance, das Ticket nach Südkorea zu lösen.»
«Immerhin. Dein Saisonziel ist nach wie vor in Reichweite. Sag mal, wie kam es überhaupt zu der Verletzung?»
«Im Training für den Europacup im Pitztal bin ich heftig auf die rechte Schulter gestürzt. Es hatte eine „Butterbox“ im Kurs. Das ist ein Sprung auf eine Schneebox hoch und auf der anderen Seite wieder runter. An sich nichts Schwieriges. Aber anscheinend habe ich beim Sprung runter vom Hindernis mit meiner Zehenkante leicht angehängt und einen Salto geschlagen.»
«Klingt schmerzhaft. Ich bin froh, ist dir nichts Schlimmeres passiert.»
«Auch das ist Ansichtssache. Gut, ist nichts Schlimmeres passiert. Schlecht, habe ich mich überhaupt verletzt. Naja, ändern kann ich jetzt nichts mehr.»
«Guter Ansatz: positiv bleiben. Was machst du die nächsten Tage und Wochen? Kannst du überhaupt trainieren?»
«Ja, bis auf meine rechte Schulter kann ich mich normal bewegen. Die nächsten Wochen werde ich meine Beine fit halten. Den Rumpf weiter trainieren und linksseitig meinen Oberkörper bewegen. Fürs Schlüsselbein darf ich in die Physio. Und dann habe ich ja auch noch ein, zwei Aufgaben an der ETH.»
«Langweilig wird dir also kaum.»
«Nein, definitiv nicht. Mein Ziel bleibt bestehen. Ich gebe noch einmal Vollgas und setzte alles daran, in PyeongChang am Start zu stehen und mit meinem ganzen Herzen zu snowboarden. Immer schneewärts.»
- Schmerzen 70%
- Beweglichkeit 30%
- Kraft 10%
- Heilung 15%
- Motivation 100%
SBX OS PyeongChang 2018
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