Der Snowboardcross Weltcupzirkus machte Halt in Erzurum, Türkei. Bei dem Stichwort «Türkei» kommt den meisten Kebab, Hamam oder Türkischer Kaffee in den Sinn. Snowboarden wird kaum mit dem Land in Verbindung gebracht. Mir ging es während meinem einwöchigen Türkei Aufenthalt ähnlich. Snowboard gefahren bin ich nur an einem Tag. Dies aber mit vollem Einsatz und viel Freude.

«Inspection is open!», ruft der Rennchef vom Start aus. Gut 30 Frauen, doppelt so viele Herren und deren Coaches rutschen langsam den Snowboardcross in Erzurum runter. Lange ist die Strecke nicht, gross ebenso wenig. Es hat kaum Schnee in Ostanatolien und wir sind froh, überhaupt ein Rennen fahren zu können. Dies nicht nur, wegen des Schneemangels. Die letzten zwei Tage lief überhaupt nichts, weil ein Sturm das Training und die Qualifikation verunmöglichte. Nun bereiten wir uns aber auf das Rennen vor, endlich. Es ist der erste Tag auf dem Schnee überhaupt seit wir in Erzurum angekommen sind. Ein regelrechter Kaltstart also; für mich gleich doppelt, weil ich Ende November mein Schlüsselbein gebrochen habe und seither nicht mehr SBX gefahren bin.

«Riders ready, attention, GO!», die Startklappe fällt, wir jagen die Rennstrecke hinunter. Aus Zeitmangel starten wir ohne Zeitläufe direkt mit den Finals. 32 Frauen sind am Start, aufgeteilt auf acht Mal vier Fahrerinnen pro Durchgang. Die erste Runde geht an mich, ich fahre als Erste in Ziel und komme unter die 16 schnellsten Frauen. «Photofinish! What a race!», ruft der Speaker im Zielgelände nach dem zweiten Durchgang. Bange Sekunden warte ich neben der Deutschen Mitstreiterin auf das Ergebnis des Zielfotos. «Jana Fischer ist eine Runde weiter.» Mir bleibt das Nachsehen. Dennoch ist der 12. Schlussrang ein starkes Comeback nach der Verletzungspause. Vor sieben Wochen hätte ich nicht im Traum daran gedacht, in Erzurum überhaupt am Start zu stehen, geschweige denn, das Rennen als beste Schweizerin zu beenden. Einen Schritt näher bin ich damit an den Olympischen Spielen. Nächste Woche findet in Bansko ein Sprint SBX statt und mir bleibt eine allerletzte Chance, mich definitiv für die Spiele in Südkorea zu empfehlen.

Immer schneewärts,
Simona